Krankenhaus Reinbek eröffnet Norddeutsches Shunt-Zentrum

Pressemitteilung
Shunt-Chirurgen operieren innerhalb des interdisziplinären Gefäßzentrums Dialyse-Zugänge für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

„Menschen, die an einem Nierenversagen leiden, brauchen eine Blutwäsche, eine so genannte Dialyse. Um den Blutfluss in der Vene zu erhöhen, muss ein so genannter ‚Shunt‘, also ein ‚Kurzschluss‘ aus einer Arterie und einer Vene am Arm gebildet werden“, erklärt Dr. Frank Johnsen. Der 59-Jährige ist Facharzt für Gefäßchirurgie und ausgewiesener Experte in der Shunt-Chirurgie, da er in Hamburg seit 11 Jahren ausschließlich Dialysezugänge für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion operiert hat und die Verläufe von mehreren Tausend Patienten kennt, weil diese ihrem Arzt in der der Regel treu bleiben. Seit dem 1. April ist Dr. Johnsen Sektionsleiter des am Krankenhaus Reinbek neu gegründeten Norddeutschen Shunt-Zentrums.

Krankenhaus-Geschäftsführer Björn Pestinger erläutert die Entwicklung: „Die Gefäßchirurgie am St. Adolf-Stift erbrachte 2016 rund 300 Shunts pro Jahr. Immer mehr Patienten melden sich in Reinbek zu einer Operation an, auch weil der Bedarf aufgrund der höheren Lebenserwartung insgesamt steigt. So war es folgerichtig die Kompetenz der Dialyse-Zugangschirurgie bei uns zu bündeln und das Norddeutsche Shunt-Zentrum als eine Sektion des Gefäßzentrums Reinbek zu gründen.“ Der Geschäftsführer erläutert, dass im Juli eine weitere Shunt-Expertin im St. Adolf-Stift ihre Tätigkeit aufnimmt. Pestinger: „Beide Chirurgen sind ein eingespieltes Team und haben im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Shunts operiert. So viele wie kein anderes Ärzteteam in Norddeutschland.“

Die 300 Zugangs-Operationen in Reinbek wurden von Chefarzt Dr. Matthias Schneider und seinem Team der Gefäßchirurgie durchgeführt. Er kann also gut beurteilen, wie wichtig Kompetenz und Erfahrung ist. Dr. Schneider: „Durch die Kurzschlussverbindung zwischen Arterie und Vene entwickelt sich in den Blutgefäßen ein sehr dynamisches System, das eine intensive chirurgische Begleitung und manchmal auch Korrektur notwendig macht, etwa wenn Engstellen die Blutwäsche behindern. Der Gefäßzugang ist für den Dialyse-Patienten im wahrsten Sinne des Wortes eine Lebensader.“ Für eine möglichst hohe Lebensqualität der Betroffenen sei es wichtig, Verläufe möglichst schon vorherzusehen und jedem Erkrankten eine individuelle Behandlungsstrategie anbieten zu können, so Schneider, der auch Leiter des Gefäßzentrums Reinbek ist. „Ich freue mich darum sehr, dass wir die beiden besten Shunt-Chirurgen von Norddeutschland für uns gewinnen konnten.“

Die Behandlung von nierenkranken Patienten ist auch aufgrund der vielen Begleiterkrankungen eine interdisziplinäre Aufgabe. Johnsen: „Diese wird im Krankenhaus Reinbek durch kurze Wege und optimale Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen auf einem hohen Level gewährleistet. Sei es in der Radiologie, Nephrologie oder Kardiologie. Meine Sprechstunden- und Untersuchungsräume befinden sich Tür an Tür  mit der hauseigenen Dialyseabteilung.“ Priv.-Doz. Dr. Markus Meier, der als  Nephrologe die Dialyse von stationären Patienten im Krankenhaus überwacht, bestätigt: „Wir führen mit Dr. Johnsen fort, was sich mit Dr. Schneider bewährt hat: So besprechen wir gemeinsam gleich während der ersten Dialyse eines Patienten das Ergebnis des Shunts.“ Den Nierenarzt überzeugt das Konzept. Meier: „Die Versorgung erfolgt aus einer Hand: Der Arzt, der die Patienten in der Sprechstunde sieht, plant dort gemeinsam die OP, bespricht sie mit dem niedergelassenen Nephrologen und eventuell weiteren Experten im Haus und führt sie dann auch selbst aus. Das ist für das Ergebnis und damit für meine ambulanten und stationären Patienten optimal.“

Zu dem interdisziplinären Team im St. Adolf-Stift gehört auch Prof. Dr. Gerrit Krupski-Berdien. Als Chefarzt der Radiologie und stellvertretender Leiter des Gefäßzentrums Reinbek kommt er vor allem ins Spiel, wenn die Gefäße Probleme bereiten. Prof. Krupski: „Aufgrund der vielen Begleiterkrankungen kommen Engstellen und Verschlüsse der Venen recht häufig vor, da ist eine schnelle und unbürokratische Hilfestellung aus meiner Abteilung wichtig. Manchmal weiten wir die Gefäße in einer Intervention auf, manchmal finden wir bei Patienten mit Arterienverkalkung erst durch unsere Bildaufnahmen den besten Platz für einen Zugang. Gemeinsam finden wir eigentlich immer eine Lösung.“ Für Dr. Johnsen war genau diese Teamarbeit ein überzeugendes Argument für das St. Adolf-Stift: „Hier steht der Patient noch im Mittelpunkt, es gibt ein gut eingespieltes interdisziplinäres Team mit hoher Kompetenz. Das ist wichtig für meine Patienten, die oft schwer krank sind und denen eine räumliche, aber auch menschliche Nähe sehr wichtig ist.“

Abschließend resümiert Björn Pestinger: „Wenn das Norddeutsche Shunt-Zentrum in einigen Monaten etabliert ist und die Kapazitäten für stationäre Dialysen im Krankenhaus nicht mehr ausreichen, ist eine Ausweitung der Dialyseplätze von derzeit 12 auf 16 sehr wahrscheinlich, da wir den beiden neuen Shuntchirurgen optimale Entwicklungsmöglichkeiten bieten möchten.“

Dialyse & Shunt einfach erklärt

Wenn die Nieren eines Menschen versagen und die Entgiftung des Körpers nicht mehr leisten können, braucht der Patient eine Blutwäsche, eine so genannte Dialyse. In der Regel strömen dafür pro Minute 250 bis 350 Milliliter Blut aus dem Körper des Patienten durch einen Apparat. Es wird dort mit einem Dialysator von den Giftstoffen gereinigt und wieder in den Blutkreislauf zurückgepumpt. Weil die Venen einen so hohen Blutfluss nicht gewährleisten können, wird in einer Operation meist am Unterarm eine Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene angelegt, ein so genannter Shunt. Durch die Verbindung wird nicht nur ein ausreichender Blutfluss in der Vene hergestellt, sondern die Venenwand stabilisiert sich auch, und wird so widerstandsfähig, dass sie regelmäßig für die Dialyse punktiert werden kann. Manchmal bilden sich im Unterarm Engstellen, die das Gefäß verschließen und für eine Dialyse unbrauchbar machen. Dann wird versucht, die Durchgängigkeit mit Medikamenten, die den Blutpfropf auflösen, oder mit einem aufblasbaren Katheter wieder herzustellen. Misslingt dies, muss der Stunt operativ korrigiert  werden.
In Deutschland benötigen rund 100.000 Menschen eine Nierenersatztherapie, die Tendenz ist steigend, da die Patienten im Durchschnitt 65 Jahre alt sind, wenn ihnen ein Shunt gelegt wird und die geburtenstarken Jahrgänge jetzt erst noch folgen. Außerdem führt die Zunahme von Diabetes, Bluthochdruck, Autoimmunerkrankungen und Infektionen dazu, dass auch der prozentuale Anteil der Menschen mit Nierenversagen steigt.

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