Die Babyklappe am St. Adolf-Stift
Seit Juni 2008 existiert am Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift eine Babyklappe. Die Klappe befindet sich am südlichen Krankenhauseingang (am Rondell). Wenn die Mutter ein Kind hineinlegt, findet sie einen Brief vor, der in sieben unterschiedlichen Sprachen verfasst wurde, sowie ein Erkennungszeichen, das der Mutter einen späteren Kontakt zu ihrem Kind ermöglicht.
Wenn das Baby in das permanent auf 37 Grad gehaltene Wärmebettchen gelegt wurde und die Stahlklappe wieder geschlossen wird, verriegelt eine automatische Schließung die Klappe. Nach einer Minute läuft dann ein spezieller Alarm an drei Stellen im Krankenhaus auf, die diensthabende Schwester der Mutter-Kind-Station holt das Kind unverzüglich aus der Babyklappe und bringt es in den Entbindungsbereich, wo es medizinisch und pflegerisch versorgt wird.
Ist das Kind eine Frühgeburt, wird das Kind auf eine Neugeborenen-Station in ein kooperierendes Krankenhaus verlegt. In enger Abstimmung mit dem Kreisjugendamt Stormarn wird der Säugling schnell an so genannte Bereitschaftspflegefamilien übergeben. Parallel läuft das übliche Adoptionsverfahren an.
Die leiblichen Eltern können das Kind in den ersten acht Wochen zurückverlangen. Aus diesem Grund findet die Mutter in der Babyklappe einen Brief in sieben Sprachen mit einem Erkennungszeichen vor, das einen späteren Kontakt zum Kind erleichtert. Der Kontakt kann entweder direkt über das Krankenhaus Reinbek aufgenommen werden oder über das Kreisjugendamt Stormarn in Bad Oldesloe unter der Telefonnummer 04531 / 160 332.
Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Ordensschwestern, Frauenärzten, Hebammen, Krankenschwestern, Seelsorgern und Sozialarbeitern hatte das Projekt unter Federführung des Krankenhausdirektoriums fast drei Jahre vorbereitet und in enger Abstimmung unter anderem mit dem Verein »Hilfe für Schwangere in Norddeutschland«, dem Beratungszentrum Südstormarn und dem Jugendamt des Kreises Stormarn entwickelt.
Hier wird die Funktionsweise einer Babyklappe noch einmal technisch erklärt www.babyklappe.info.
Keine Frau muss ihr Kind heimlich, ganz allein und unter Gefahren für sich und das Baby zur Welt bringen!
Es stehen Frauen in Not viele individuelle und anonyme Hilfen und Beratungsangebote zur Verfügung, bei denen am Ende entweder das Zusammenleben mit dem Kind oder eine Adoption in eine andere Familie stehen können.
2014 trat das „Gesetz zur Regelung der vertraulichen Geburt“ in Kraft, eine rechtssichere Möglichkeit einer medizinisch betreuten Entbindung mit Freigabe des Kindes zur Adoption bei gleichzeitiger Geheimhaltung der Schwangerschaft im sozialen Umfeld.
Es ist nur einmalig die Identität der Frau gegenüber einer Beraterin einer Schwangerenberatungsstelle auszuweisen. Für das restliche Prozedere wird die Frau unter einem selbst gewählten Pseudonym geführt und auch in der Geburtsklinik behandelt. Die versiegelten Angaben zur Schwangeren werden beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BaFzA) als so genannter „Herkunftsnachweis“ verwahrt. Nach 16 Jahren hat ausschließlich das Kind das Recht, die persönlichen Daten der Mutter dort einzusehen, um seine Abstammung zu erfahren. Falls die Mutter auch nach 16 Jahren schutzwürdige Belange geltend macht, kann ein Offenlegen der Daten von einem Gericht als unzumutbar erklärt werden. Die vertrauliche Geburt ist bundesweit möglich, die gesetzlichen Regelungen gelten für alle Krankenhäuser und Hebammen.
Entscheidet sich die Frau gegen die „vertrauliche Geburt“ kann auch die so genannte „anonyme Geburt“ vom Krankenhaus fachlich begleitet werden. Das Krankenhaus muss dann gegenüber dem Jugendamt die Geburt melden, da ein Vormund zu bestellen ist. Das Kind hat dann keine Chance auf Wissen über seine Abstimmung. Für die Gesundheit der Mutter und des Kindes ist dieses Verfahren aber sicherer als die Abgabe des Kindes in einer Babyklappe.
Anonyme Hotline - 0800 40 40 020
Wenn Sie schwanger und in Not sind, wenden Sie sich an die gebührenfreie und anonyme Hotline speziell für diesen Fall unter Telefon: 0800 40 40 020. Hier können Sie Ihre Fragen stellen und zum Beispiel auch Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden.
Mehr Informationen auch unter
- www.geburt-vertraulich.de des Bundesfamilienministeriums oder im
- Beratungszentrum Südstormarn der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit e.V. (SVS) mit Sitz in Reinbek.
Wichtiger medizinischer Hinweis
Wenn Sie sich für eine vertrauliche Geburt entscheiden und von der Beratungsstelle ein Pseudonym erhalten haben, kommen Sie außerhalb der Geburtsanmeldung in unsere Gynäkologische Ambulanz im 2. Stock. Dort können wir einige Untersuchungen durchführen, damit wir wissen, wie es Ihnen und dem Kind geht.
Das hilft uns sehr bei der anstehenden Geburt (normaler Weise stehen solche Informationen im Mutterpass, der vom niedergelassenen Gynäkologen im Rahmen der Schwangerschaft ausgefüllt wird).