Krankenhaus Reinbek von deutscher Krebsgesellschaft als Onkologisches Zentrum zertifiziert

Das Krankenhaus Reinbek wurde von der Deutschen Krebsgesellschaft als Onkologisches Zentrum anerkannt. Hier freut sich das Team bestehend aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen darüber, dass sie vor externen Prüfern perfekte Prozesse, hohe Fallzahlen in den Organzentren und sehr gute Behandlungsqualität erfolgreich nachweisen konnten.
Wenn man auf der Webseite der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) in einer Deutschland-Karte nach Onkologischen Zentren schaut, sprich nach Krankenhäusern, die auf die Behandlung gleich mehrerer Krebserkrankungen spezialisiert sind, gab es in Schleswig-Holstein und Hamburg gerade eine Handvoll (siehe die OnkoMap) Neben den drei Unikliniken in Hamburg, Kiel und Lübeck sind es zwei großen Maximalversorger in Hamburg-Barmbek und Kiel. Und neu dabei: das Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift. Um eine Überprüfung als Onkologisches Zentrum bei der DKG überhaupt beantragen zu dürfen, mussten die Reinbeker zunächst mehrere Organzentren nachweisen, etwa für Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Brustkrebs.

„Für ein Haus unserer Größe ist das wirklich ein Ritterschlag. Von den 1700 Krankenhäuser in Deutschland sind nur 173 von der DKG als Onkologische Zentren ausgewiesen; also in der Königsklasse für die Behandlung von Krebspatienten. Für das DKG-Zertifikat muss man sich aufwendig von externen Experten prüfen lassen: Perfekte Prozesse, hohe Fallzahlen in den Organzentren und sehr gute Behandlungsqualität nachweisen. Eine große Leistung unseres gesamten Teams.“
So viel Expertise wie sonst nur Unikliniken und Maximalversorger
Der Chefarzt der Onkologie, Dr. Cay-Uwe von Seydewitz sagt: „Soweit wir wissen, sind wir von allen 173 Onkologischen Zentren in Deutschland das kleinste Krankenhaus. Haben also in einem mittelgroßen Haus mit 361 Betten so viele Expertinnen und Experten vor Ort, wie sonst nur in großen Unikliniken und andere Maximalversorger mit 600 oder sogar 1.000 Betten. Die Überschaubarkeit ist ein Vorteil für unsere Patientinnen und Patienten: Sie sind unserem Behandlungsteam persönlich bekannt und nicht nur eine Nummer.

"Die verschiedenen Fachdisziplinen nutzen die kurzen Wege im Haus, wenn es etwas abzusprechen gibt. Und so tauche ich etwa als Onkologe auch schon mal mit dem Operateur gemeinsam am Bett eines Patienten auf, so dass wir gemeinsam die Optionen besprechen können.“
Ihm pflichtet der Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Prof. Dr. Tim Strate, bei: „Bei einer Krebsdiagnose möchten sich die Patienten darauf verlassen können, dass sie bei uns in guten Händen sind. Manchmal gibt es Missverständnisse bezüglich der Fallzahlen: 42 Speiseröhrenkrebspatienten haben im Jahr 2023 initial eine Behandlung bei uns erhalten. Das hört sich vielleicht nicht viel an aber bei der seltenen Krebserkrankung beträgt die von der DKG geforderte Mindestmenge nur 20 Patienten. Wir übertreffen diese also um das doppelte.

"Und was wichtig ist: Bei uns gibt es für diese Operation nur zwei Zentrums-Operateure, sprich, diese operieren fast jede Woche einen Patienten aufwendig an der Speiseröhre. Damit führen unsere Chirurgen pro Kopf mehr Speiseröhren-OPs durch als Operateure an großen Zentren, die sich etwa zu zehnt eine etwas höhere Fallzahl teilen.“
Die jeweilige Therapie wird immer in einem interdisziplinären Votum in einer der beiden Tumorkonferenzen bestimmt. Da am Krankenhaus Reinbek pro Woche mittlerweile mehr als 70 Krebspatienten vorgestellt werden, gibt es seit 2024 zwei Tumorkonferenzen pro Woche. Von Seydewitz: „Um die Fälle in Ruhe zu besprechen und auch noch ausreichend Konzentration zu haben, ist das notwendig geworden.“ An den Tumorkonferenzen nehmen nicht nur Fachleute verschiedener medizinischer Disziplinen des St. Adolf-Stiftes teil, sondern auch externe Kooperationspartner, etwa die Radiologische Allianz, die aktuell gerade auf dem Krankenhausgelände eine große Strahlentherapie baut, damit die Bestrahlung von Krebspatienten künftig vor Ort vorgenommen werden kann.
Weichenstellung vor über 10 Jahren durch mutige Entscheidungen

„Für die Zertifizierung als Onkologisches Zentrum wurden schon vor über 10 Jahren von meinem Vorvorgänger Lothar Obst die ersten Weichen gestellt und auch mutig entschieden, etwa, dass Dienstleister wie die Zentral-Apotheke oder die Radiologie vom Haus betrieben werden und nicht outgesourct werden"
Linke erläutert: "Unser Krankenhaus hat sich immer weiter auf die Behandlung von Krebspatienten spezialisiert: Nicht nur in der Diagnostik mit 10.000 Magen- und Darmspiegelungen pro Jahr, sondern auch in der Chirurgischen Klinik, wo dann etwa der erkannte Darmkrebs operiert wird. Hier ist es uns zudem sehr erfolgreich gelungen, Expert:innen von deutlich größeren Häusern für das Krankenhaus Reinbek zu gewinnen. 2014 hat das St. Adolf-Stift ein Steril-Labor in unserer Apotheke zur Herstellung von Zytostatika, also Medikamenten für die Chemotherapien eröffnet, 2017 wurde eine eigenständige Abteilung für Onkologie und Palliativmedizin gegründet, um Chemotherapien stationär zu verabreichen und palliative Behandlungen für Menschen ohne Heilungschancen anbieten zu können. Dann folgten die vielen aufwendigen Zertifizierungen einzelner Organe wie Bauchspeicheldrüse oder ganzer Abteilungen wie dem Gynäkologischen Krebszentrum – immer hervorragend begleitet von unserem Qualitätsmanagement. Gleichzeitig haben unsere Onkologen eine Praxis für ambulante onkologische Therapien gegründet, in der die Krebspatienten von den ihnen bekannten Krankenhaus-Expert:innen und auch Kooperationspartnern ganzheitlich nach ihrem stationären Aufenthalt behandelt werden können.“
In naher Zukunft alle drei Krebstherapien unter einem Dach
Das seien alles wichtige Bausteine für eine ineinandergreifende Behandlung von Tumorpatienten. Laut dem Ärztlichen Direktor sei mit dem großen Zertifikat die Spezialisierung in Reinbek aber noch nicht beendet. Jäckle: „Die Erfolgsgeschichte hat noch mindestens zwei weitere Kapitel: Zum einen ist die 2019 gegründete Abteilung für Urologie jetzt schon so etabliert, dass ausreichend Patienten und Spezialisierungen vorliegen, um für Ende des Jahres drei weitere Zertifizierungen durch die Deutsche Krebsgesellschaft anzustreben: Als Harnblasenkrebs-, Nierenkrebs- und als Prostatakarzinom-Zentrum. Bei der Harnblase können unsere Urologen bereits jetzt die 2,5-fache geforderte Fallzahl nachweisen. Und sie operieren ihre Prostata-Patienten mit dem da Vinci-Roboter mit exzellenten Behandlungsergebnissen. Zum anderen freuen wir uns alle schon auf die Fertigstellung des Neubaus an der Hamburger Straße: Neben Platz für einen Linearbeschleuniger der Radiologischen Allianz beherbergt der Neubau ja auch eine Pathologische Praxis, die Tumorgewebe direkt untersuchen kann. Aktuell werden die Schnellschnitten noch per Taxi zu unserem Kooperationspartner gefahren und die Patienten müssen zur Bestrahlung nach Hamburg geschickt werden. Mit der Inbetriebnahme 2026 können wir dann für unsere Patienten alle drei Krebstherapien unter einem Dach anbieten: Neben der vor Ort individuell hergestellten und verabreichten Chemotherapie und den hochspezialisierten Operationen auch die Strahlentherapie von Tumoren. Die Patienten können dank eines Verbindungsganges in ihrem Bett zur Bestrahlung geschoben werden. So viele Behandlungsmöglichkeiten unter einem Dach ist wirklich selbst bei großen Onkologischen Zentren eine Seltenheit.“
Hintergrund
Das Onkologische Zentrum am Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift setzt sich aus diesen von der Deutschen Krebsgesellschaft einzeln zertifizierten Zentren zusammen:
- Brustkrebszentrum
- Gynäkologisches Krebszentrum
- Gynäkologische Dysplasie-Sprechstunde
- Darmkrebszentrum
- Pankreaskrebszentrum
- Speiseröhrenkrebszentrum
- Transit-Zentrum Prostatakrebs (aktuell im Zertifizierungsprozess)
- Transit-Zentrum Harnblasenkrebs (aktuell im Zertifizierungsprozess)
Das Darmkrebszentrum am Krankenhaus Reinbek behandelt laut Bundesklinikatlas mit 162 Patienten pro Jahr mit Abstand am meisten Darmkrebspatienten in ganz Schleswig-Holstein. Die Unikliniken in Lübeck und Kiel versorgen jeweils rund 100 Patienten, ebenso wie das UKE in Hamburg.
Das Brustkrebszentrum am St. Adolf-Stift ist das einzige von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Zentrum für Mammakarzinome im südöstlichen Schleswig-Holstein, also das einzige in den Landkreisen Stormarn, Herzogtum Laubenburg und Bad Segeberg). Die nächsten zertifizierten Brustkrebszentren in Schleswig-Holstein sind in Pinneberg und Lübeck sowie in Hamburg erst in der Innenstadt (15 km entfernt).
Mehr Informationen auf der Seite der Deutschen Krebsgesellschaft, auf www.bundes-klinik-atlas.de oder unter www.krankenhaus-reinbek.de

Zentrumsleitungen mit DKG-Zertifikat
Voraussetzung für die Zertifizierung als Onkologisches Zentrum waren mehrere bereits zertifizierte Organzentren. Auf dem Foto sehen Sie die jeweiligen Zentrumsleitungen mit dem Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft (v.l.n.r.): Dr. David Marghawal (im Transit befindliches Uroonkologisches Zentrum), Dr. Human Honarpisheh (Speiseröhrenkrebszentrum), Dr. Cay-Uwe von Seydewitz (Onkologisches Zentrum), Prof. Jörg Schwarz (Gynäkologisches Krebszentrum), Prof. Tim Strate (Darmkrebszentrum und Pankreaskarzinomzentrum) sowie Roland Flurschütz (Gynäkologische Dysplasie-Sprechstunde). Nicht auf dem Bild: Brustzentrumsleiter Dr. Süha Alpüstün.
