90 Teilnehmer beim ersten Harte-Fakten-Tag in Reinbek
Heute war der erste "Harte-Fakten-Tag" mit rund 90 Teilnehmern in Reinbek bei Hamburg. Der Verein "TransMann e.V." aus München veranstaltet seit 10 Jahren diese Info-Tage für alle Menschen, die sich entgegen ihrem Geschlechtseintrag als Mann empfinden. Experten für die Transition von Frau zu Mann referieren dann über die Notwendigkeit von psychatrischen Gutachten, die Hormontherapie, die operative Angleichung an eine männliche Brust und Entfernung der weiblichen Geschlechtsorgane und die Möglichkeit einer männlichen Genitalangleichung oder so genannte Epithesen als Alternative dazu. Organisator Christian Schabel-Blessing von TransMann e.V. erklärt: "Wir möchten Betroffenen und aber auch ihren Familien die Möglichkeit geben, sich an einem Tag von den Ärzten niederschwellig Fachinformationen geben zu lassen und ihre Fragen zu stellen, damit sie realitätsnahe Vorstellungen bekommen, wie die Wandlung von einem weiblichen in einen männlichen Körper möglich ist."
Gastgeber in Reinbek war Prof. Schwarz, Chefarzt der Frauenklinik des St. Adolf-Stiftes und Experten für die Geschlechtsangleichung. Das Krankenhaus Reinbek ist eines der größten Zentren in Deutschland für die Mastektomie, also für das operative Herstellen eines möglichst männlichen Oberkörpers, damit sich die Frau-zu-Mann-Transidentitären in ihrem Körper endlich zuhause fühlen können. In seinem Vortrag machte der Gynäkologe, der auf die plastische Rekonstruktion von Geschlechtsteilen spezialisiert ist, deutlich, dass er eine Operation nur durchführt, wenn eine Kostenzusage der Krankenkasse, und damit zwei Gutachten vorliegen, oder bei Selbstzahlern mindestens ein Gutachten mit eindeutiger Indikation zur OP, um sicher zu gehen, dass dieser gewichtige Eingriff nicht bereut wird. Tatsächlich würden nur 0,6 % aller Menschen, die eine Personenstandsänderung durchgeführt haben, sich laut einer Befragung eine Rückumwandlung wünschen. Prof. Schwarz referierte über die unterschiedlichen operativen Möglichkeiten, eine männliche Brust herzustellen und dass immer die individuellen Voraussetzungen für die Wahl der Methode ausschlaggebend sein sollte, um das jeweils optimale Ergebnis zu erzielen.
Die Vorträge dauerten von 10 bis nach 19 Uhr. Es startetet nach einer Vorstellung des Vereins Dr. Wilhelm Preuss, Psychiater mit dem Vortrag "Therapie und Gutachten. Wozu eine „Therapie“ und welche Gutachten werden für was benötigt?" Danach sprachen Dr. med. Susanne Junginger und Prof. Dr. med. Onno E. Janßen, Endokrinologen über"Hormontherapie: Hormonelle Angleichung bei Transmännern". Prof. Dr. med. Jörg Schwarz und Roland Flurschütz, Gynäkologen aus Reinbek, referierten über "Mastektomie" und "Hysterektomie". Dr. med. Massud Mamarvar, Plastischer Chirurg, hielt einen Vortrag über "Klitpen" & Penoidaufbau. Operative Möglichkeiten der Genitalangleichung". Den Abschluss machte Sofia Koskeridou vom Insitut für Epithetik. Ihr Thema war "Epithesen als Alternative für FzM-Trans* die keine Genitalangleichung anstreben."
Christian Schabel-Blessing und Jonas Fischer von TransMann e.V., die diese Veranstaltungen ehrenamtlich und ihrem Urlaub organisierten, bedankten sich am Ende beim super Team des Krankenhauses Reinbek: "Die Planung und die Durchführung der heutigen Veranstaltung war professionell. Und wir freuen uns auch über das super Team der Mitarbeiter inklusive Ordensschwester, die uns heute mit offenen Armen und ohne Vorurteile empfangen haben. Die Verpflegung von Würstchen über Suppe und Kuchen war sehr lecker. Danke fürs Sponsoring ans Krankenhaus Reinbek und die Firma Coloplast, ohne die solche Info-Tage nicht möglich wären."