Experten in Reinbek erhalten besondere Zertifizierung als Shunt-Referenzzentrum
Während einer Feierstunde überreichte ClarCert-Auditor Dr. Lutz Heischkel (vorne links) den Experten des Interdisziplinären Shunt-Zentrums rund um Leiterin Dr. Isabell Jester (vorne rechts) ein Zertifikat. Das Krankenhaus Reinbek verfügt damit in Norddeutschland über das einzige derart auf Nierenpatienten spezialisierte zertifizierte Referenz-Zentrum.
Das Krankenhaus Reinbek wurde in einer kleinen Feierstunde von vier Fachgesellschaften für seine vorbildliche Versorgung von Nierenpatienten durch Dialysezugänge mit einem Zertifikat als „Shunt-Referenzzentrum“ ausgezeichnet. Laudator Dr. Lutz Heischkel hatte das Interdisziplinäre Shunt-Zentrum Reinbek für die Zertifizierungsgesellschaft ClarCert als Auditor im Sommer überprüft. Der Leiter der Gefäßchirurgie am Werner Forßmann Krankenhaus (Eberswalde) sagte in seiner Rede: „Ein eindeutiger Marker einer hohen fachärztlichen Qualität in Reinbek ist der große Einweiserradius mit Entfernungen von bis zu 180 km. Das heißt Dialysepraxen aus Flensburg, Schwerin und Hannover schicken ihre Patienten zu den Experten ins Shunt-Zentrum nach Reinbek, weil die Ergebnisse gut sind.“
Dr. med. Isabell Jester ist seit 14 Jahren als Gefäßchirurgin auf die Operation von Dialysezugängen spezialisiert. Die Leiterin des Shunt-Zentrums Reinbek, erklärt: „Bei einem Shunt handelt es sich um einen durch eine Operation hergestellten Zusammenschluss von einer Vene mit einer Arterie, um einen ausreichenden Blutfluss für die lebenswichtige Blutwäsche von nierenkranken Patienten herzustellen. Bei jeder Blutwäsche wird ein Dialysegerät mit dem Shunt verbunden.“ Für eine möglichst hohe Lebensqualität der Betroffenen ist es wichtig, Verläufe möglichst schon hervorzusehen, aufwändige stationäre Behandlungen und Operationen zu minimieren und jedem Erkrankten eine individuelle Behandlungsstrategie anbieten zu können“. Mittlerweile schicken mehr als 30 Dialysepraxen aus Norddeutschland ihre Patienten regelmäßig nach Reinbek.
Für eine hohe Behandlungsqualität arbeiten im Krankenhaus Reinbek Shunt-Chirurgen, Nierenärzte (Nephrologen) und Radiologen besonders eng zusammen. Dieses ist auch bei der Zertifizierung aufgefallen. Dr. Heischkel lobte: „Neben der exzellenten Expertise der einzelnen Fachrichtungen ist ein interdisziplinäres Team für ein Shunt-Zentrum essenziell. Die Zusammenarbeit in diesem Team und die Abläufe in der täglichen Arbeit am Patienten haben traditionelle Klinikstrukturen längst hinter sich gelassen. Die Gesamtkonstellation des Shunt-Zentrums in Reinbek ist von uns Auditoren als hervorragend und beispielhaft eingeschätzt worden.“
Einer dieser Experten ist Prof. Dr. Markus Meier, Leiter des Departements für Nephrologie am St. Adolf-Stift und Leiter des Nephrologischen Zentrums Reinbek-Geesthacht. Der Nierenarzt überwacht die Dialyse von stationären Patienten im Krankenhaus: „Das Shunt-Zentrum befindet sich Tür an Tür mit der hauseigenen Dialyseabteilung. So besprechen wir gemeinsam gleich während der ersten Blutwäsche eines Patienten am Bett das Ergebnis des Shunts. Das ist für das Ergebnis und damit für unsere ambulanten und stationären Patienten optimal.“
Zu dem interdisziplinären Team im St. Adolf-Stift gehört auch Prof. Dr. Gerrit Krupski-Berdien. Als Chefarzt der Radiologie kommt er vor allem ins Spiel, wenn die Gefäße Probleme bereiten. Prof. Krupski: „Aufgrund der vielen Begleiterkrankungen von Nierenpatienten kommen Engstellen und Verschlüsse der Venen recht häufig vor, da ist eine schnelle und unbürokratische Hilfestellung aus meiner Abteilung wichtig. Manchmal weiten wir die Gefäße in einer Intervention auf, manchmal finden wir bei Patienten mit Arterienverkalkung erst durch unsere Bildaufnahmen den besten Platz für einen Zugang. Gemeinsam finden wir eigentlich immer eine Lösung.“
Dr. Jester sagt: „Das Zertifikat ist für uns als Team eine große Bestätigung. Hier im St. Adolf-Stift steht der Patient wirklich im Mittelpunkt und ist keine Nummer. Die räumliche, aber auch menschliche Nähe ist sehr wichtig für unsere Patienten, die oft schwer krank sind und bei Problemen mit dem Shunt regelmäßig wiederkommen müssen. So fühlen sie sich bei einer erneuten Aufnahme bei uns fast wie Zuhause.“
Krankenhaus-Geschäftsführer Björn Pestinger blickt auf die Entwicklung zurück, die mit den beiden Shuntspezialisten Dr. Frank Johnson und Dr. Isabell Jester im St. Adolf-Stift vor 4 Jahren begann: „Mittlerweile ist das Team auf 4 Operateur:innen angewachsen und es werden gemeinsam mit der interventionellen Radiologie mehr als 1.000 Eingriffe pro Jahr durchgeführt. Darum war es nur folgerichtig, die Zertifizierung anzustreben, um für unsere Patienten und Zuweiser zu unterstreichen, dass die Kompetenz für Nierenpatienten in Reinbek ein gutes Zuhause gefunden hat und nicht nur quantitativ, sondern auch in der Güte in Norddeutschland ihres Gleichen sucht.“
Hintergrund: Dialyse & Shunt einfach erklärt
Prof. Dr. Markus Meier, Departementleiter der Nephrologie und Leiter des Nephrologischen Zentrums Reinbek-Geesthacht:
„Wenn die Nieren eines Menschen versagen und die Entgiftung des Körpers nicht mehr leisten können, braucht der Patient eine Blutwäsche, eine so genannte Dialyse. In Deutschland erhalten rund 100.000 Menschen mehrfach pro Woche eine Dialyse. In der Regel strömen dafür pro Minute 250 bis 350 Milliliter Blut aus dem Körper des Patienten durch einen Apparat. Es wird dort entlang einer Dialysemembran von den Giftstoffen gereinigt und wieder in den Blutkreislauf zurückgepumpt.
Dr. Isabell Jester, Leiterin des Interdisziplinären Shunt-Zentrums Reinbek:
„Weil Venen einen so hohen Blutfluss nicht gewährleisten können, wird in einer Operation meist am Unterarm eine Verbindung zwischen einer Vene und einer Arterie angelegt, ein so genannter Shunt. Durch die Verbindung wird nicht nur ein ausreichender Blutfluss durch die arterielle Speisung in der Vene hergestellt, sondern die Venenwand stabilisiert sich auch. Sie wird auch gleichzeitig durch Wandverdickung widerstandsfähig, sodass sie regelmäßig für die Dialyse punktiert werden kann. Manchmal bilden sich im Verlauf der Shunt-Vene Engstellen, die das Gefäß verengen oder sogar schließen und für eine Dialyse unbrauchbar machen. Dann wird von unseren Radiologen versucht, die Durchgängigkeit interventionell mit einem aufblasbaren Katheter wieder herzustellen. Misslingt dies, muss der Stunt operativ korrigiert werden.“